Arbeitsschutz

Incident Management: Kennzahlen, Daten und Fakten von A-Z

Altbewährt oder modern? National oder international? Diese Kennzahlen sollten Sie kennen!

15 Minuten02.05.2021

Der Erfolg von Arbeitsschutz lässt sich nicht zuletzt in Kennzahlen, auch Key Performance Indicators (KPIs) genannt, ausdrücken. Besonders im Incident Management entsteht in der Regel eine große Menge an wertvollen Daten, aus denen Sie aussagekräftige KPIs ableiten können. Kennzahlen sind wertvolle Indikatoren, wenn Sie verstehen wollen, ob, wie und wo Ihre Schutzmaßnahmen greifen. Darüber hinaus unterstützen gut strukturierte KPIs Ihre Argumentationskraft gegenüber Geschäftsführung und Führungskräften.

Die unten stehende Tabelle zeigt Incident-Management-Daten, die in der Praxis sehr häufig erhoben werden und bereits als KPIs verwendet werden können. In der rechten Tabellenspalte finden Sie Beispielwerte der Firma Controbax Berlin GmbH, die für spätere Beispielrechnungen verwendet werden.

Incident-Management-Daten

Controbax Berlin GmbH, Februar 2021

Meldepflichtige Unfälle
(Arbeits- oder Wegeunfälle, die zu einer Arbeitsunfähigkeit von mehr als drei Tagen oder zum Tod führen)

4

Nicht meldepflichtige Unfälle
(Unfälle mit Arbeitszeitausfall von weniger als drei Tagen)

3

Summe Unfälle

7

Personenschaden mit Arbeitszeitausfall (LTI)

6

Personenschaden ohne Arbeitszeitausfall

1

Unfallbedingte Ausfalltage

54

Unfallbedingte Ausfallstunden

426

Unsichere Situationen (Near Miss)

20

Proaktive Beobachtungen (z. B sicheres Verhalten nach Behavior Based Safety)

73

Meldende Personen

35

 

Bei vielen dieser Daten empfiehlt es sich, sie für eine bessere Aussagekraft und Vergleichbarkeit in Bezug zu einer anderen Größe (z. B. den erbrachten Arbeitsstunden) zu setzen und das Ergebnis gegebenenfalls zu normieren. Kennzahlen, die sich aus Incident-Management-Daten ableiten, sind daher häufig wie folgt aufgebaut:

KPI = Incident-Management-Daten / Bezugsgröße x Normierungsfaktor

Folgende Bezugsgrößen werden für Incident Management KPIs daher außerdem benötigt:

Bezugsgröße

Controbax Berlin GmbH, Februar 2021

Regelarbeitstage

20

Mitarbeiter

342

Regelarbeitsstunden

49.248

Geleistete Regelarbeitsstunden

47.842

Überstunden

2.312

Summe Geleistete Arbeitsstunden

50.228

Ausfalltage

185

Ausfallstunden

1.406

 

Nachfolgend finden Sie eine alphabetische Auflistung nationaler und internationaler Kennzahlen, die sich in der Praxis bewährt haben. Hinzu kommt eine Auswahl an modernen KPIs, die im Rahmen von proaktiven Arbeitsschutz-Strategien wie z. B. Behavior Based Safety oder Safety II Anwendung finden. Unter jeder Kennzahl finden Sie Formeln, Beispielrechnungen und Hinweise zu Stärken und Schwachstellen.

1000-Mann-Quote (Unfallquote je 1.000 Vollarbeiter)

Die 1000-Mann-Quote bildet das Verhältnis zwischen der Anzahl meldepflichtiger Unfälle und der Anzahl der Mitarbeiterab. Sie können aus ihr die relative Gefährdung durch Arbeits- und Wegeunfälle ermitteln.

  • Formel: 1000-Mann-Quote = meldepflichtige Unfälle / Mitarbeiter x 1.000

  • Rechenbeispiel: Bei 4 meldepflichtigen Unfällen im Februar auf 342 Mitarbeiter ergibt sich für die Controbax Berlin GmbH eine 1000-Mann-Quote von 4 / 342 x 1.000 = 11,7. Auf 1.000 Vollarbeiter kommen also 11,7 meldepflichtige Unfälle.

Die DGUV veröffentlicht regelmäßig die durchschnittliche 1000-Mann-Quote der unterschiedlichen Berufsgenossenschaftsbereiche. Dies bietet Ihnen eine Orientierung zur Einschätzung der eigenen Leistung im Arbeitsschutz. Im Jahr 2019 ergaben sich folgende Durchschnittswerte:

Berufsgenossenschaft (BG)

Ø 1000-Mann-Quote 2019

BG Rohstoffe und chemische Industrie

19,03

BG Holz und Metall

32,80

BG Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse

17,85

BG der Bauwirtschaft

52,03

BG Nahrungsmittel und Gastgewerbe

33,47

BG Handel und Warenlogistik

23,58

BG Verkehrswirtschaft Post-Logistik Telekommunikation

43,12

Quelle:www.dguv.de

Hinweis zur 1000-Mann-Quote

Hinweis zur 1000-Mann-Quote

Die 1000-Mann-Quote ist ein relativ einfaches Messinstrument, das in seiner Aussagekraft schnell an Grenzen stößt. Bei der Berechnung dieser Kennzahl wird nicht die tatsächliche Arbeitsleistung (Arbeitsstunden) berücksichtigt, wodurch ein falscher Eindruck entstehen kann. Besonders stark wird die Aussagekraft der 1000-Mann-Quote verfälscht, wenn viele Mitarbeiter z. B. in Teilzeit arbeiten oder viele Wegeunfälle passiert sind.

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Arbeitsunfallquote (Unfallquote je 1 Millionen Arbeitsstunden)

Die Arbeitsunfallquote bildet das Verhältnis zwischen der Anzahl meldepflichtiger Arbeitsunfälle und den geleisteten Arbeitsstunden ab.

  • Formel: Arbeitsunfallquote = meldepflichtige Arbeitsunfälle / Arbeitsstunden x 1.000.000

  • Rechenbeispiel: Im Februar 2021 gab es bei Controbax 4 meldepflichtige Unfälle. Bei 50.228 geleisteten Regelarbeitsstunden und Überstunden beträgt die Arbeitsunfallquote für diesem Monat: 4 / 50.228 x 1.000.000 = 79,64. Auf 1 Millionen geleistete Arbeitsstunden kommen also 79,94 Arbeitsunfälle.

Auch zur Arbeitsunfallquote veröffentlicht die DGUV jährlich einen Durchschnittswert für die unterschiedlichen Berufsgenossenschaftsbereiche:

Berufsgenossenschaft (BG)

Ø Arbeitsunfallquote 2019

BG Rohstoffe und chemische Industrie

12,27

BG Holz und Metall

21,16

BG Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse

11,51

BG der Bauwirtschaft

33,57

BG Nahrungsmittel und Gastgewerbe

21,59

BG Handel und Warenlogistik

15,21

BG Verkehrswirtschaft Post-Logistik Telekommunikation

27,82

Quelle: www.dguv.de

Hinweis zur Arbeitsunfallquote

Hinweis zur Arbeitsunfallquote

Die Arbeitsunfallquote zeigt die durchschnittliche Ausfallzeit in Stunden pro Arbeitsunfall in Bezug auf 1.000.000 geleisteter Arbeitsstunden. Sie ist somit unabhängig von Unterschieden in Arbeitszeitmodellen aussagekräftig und für interne und externe Vergleiche gut geeignet. Um in kleineren Unternehmen eine aussagekräftige Kennzahl zu erhalten, kann anstelle des Multiplikators 1.000.000 ein geringerer Wert von z. B. 10.000 genutzt werden.

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Ausfalltage pro Mitarbeiter

Die Ausfalltage pro Mitarbeiter geben das Verhältnis der gesamten unfallbedingten Ausfalltage zur Anzahl der Mitarbeiter an.

  • Formel: Ausfalltage pro Mitarbeiter = Ausfalltage / Mitarbeiter

  • Rechenbeispiel: In der Controbax Berlin GmbH waren im Februar 342 Mitarbeiter angestellt. Bei 54 unfallbedingten Ausfalltagen ergeben sich 54 / 342 = 0,16 Ausfalltage pro Mitarbeiter.

Hinweis zur Arbeitsunfallquote

Hinweis zur Kennzahl Ausfalltage pro Mitarbeiter

Für die Ausfalltage pro Mitarbeiter gelten ähnliche Einschränkungen wie für die 1000-Mann-Quote: Die Kennzahl kann lediglich als einfaches Messinstrument verwendet werden, um eine durchschnittliche Betrachtung der Ausfalltage pro Mitarbeiter zu erhalten. Da in dieser Berechnung nicht die tatsächliche Arbeitsleistung (Arbeitsstunden) berücksichtigt wird, kann im Vergleich mit anderen Unternehmen sowie im Vergleich mit eigenen Leistungen aus Vorjahren ein falscher Eindruck entstehen, wenn erhebliche Unterschiede in der geleisteten Arbeitszeit der Mitarbeiter vorliegen.

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Moderner Arbeitsschutz

Viele Experten weisen darauf hin, dass reaktives Handeln sowie die bloße Konzentration auf Unfälle oder Beinahe- Unfälle nicht ausreichen, um ein nachhaltig sicheres Umfeld für Mitarbeiter zu schaffen. Sicherheitskultur entsteht, wenn Sie traditionellen Arbeitsschutz mit moderne Ansätze ergänzen. Erfahren Sie im kostenlosen Whitepaper mehr über:

  • Behavior Based Safety

  • Safety II und Safety Differently

  • Psychological Safety

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Beobachtungsquote (Observation to Incident Ratio)

Wenn Sicherheitskultur entsteht und der Arbeitsschutz proaktiver wird, sollten Sie den Fokus von nur negativen Vorfällen mit schädlichen Folgen auf andere Meldungen erweitern, um auch aus diesen zu lernen und Ihren Arbeitsschutz zu verbessern. Die Beobachtungsquote zeigt, wie hoch der Anteil an Meldungen ohne schädliche Folgen (z. B. beobachtete Beinaheunfälle, Gefahren oder auch positives Verhalten und Sicherheitsinitiativen) im Vergleich zu allen Meldungen ist. Sie hilft dabei, den Status quo der Sicherheitskultur im Unternehmen zu bewerten und das proaktive Engagement aller Mitarbeiter zu fördern.

Beobachtungsquote: Unsichere Situationen (Near Miss)

Der Unfallpyramide nach Heinrich zufolge kommen auf 300 unsichere Situationen 29 leichte Unfälle (bspw. Schnittwunde) und 1 tödlicher oder schwerer Unfall (bspw. Knochenbruch). Im Incident Management bedeutet das in der Regel: Nur weil keine Meldungen vorliegen, heißt das im Umkehrschluss nicht, dass es nicht noch mehr unsichere Situationen gab. Unternehmen sollten ihre Mitarbeiter motivieren, alle Beinaheunfälle zu beobachten und zu melden, damit so viele unsichere Situationen wie möglich untersucht und proaktive Maßnahmen ergriffen werden können. Eine sinnvolle Anwendung der Beobachtungsquote ist es folglich, zu messen, wie engagiert die Mitarbeiter sind, unsichere Situationen zu melden. 

  • Formel: Beobachtungsquote = Unsichere Situationen / (Unsichere Situationen + Unfälle) x 100%

  • Rechenbeispiel: In der Controbax Berlin GmbH wurden im Februar 20 unsichere Situationen gemeldet. Bei 4 schweren und 3 leichten Unfällen im selben Monat ergibt sich eine Beobachtungsquote von 20 / (20+7) x 100% = 74 %. Es werden bei Controbax also verhältnismäßig viele Beinaheunfälle gemeldet, aus denen gelernt werden kann. Um auf einen Zielwert für diese Beobachtungsquote zu kommen, bietet es sich an, eine ideale Quote auf Basis der Unfallpyramide zu berechnen: 300 / (300+30) x 100% =  90,9%. Die Controbax Berlin GmbH möchte seine Quote vielleicht entsprechend verbessern und seine Mitarbeiter dazu ermutigen, noch aktiver zu beobachten und zu melden, um letztlich die Wahrscheinlichkeit von Unfällen zu verringern.

Beobachtungsquote: Proaktive Beobachtungen

Moderne Sicherheitskulturen verfügen bereits über einen ausreichenden Fokus auf Near-Miss-Meldungen und es ist vorteilhafter, sich nun auf Best Practices, Sicherheitsinitiativen und potenzielle Risiken zu konzentrieren als auf etwas Negatives, das in der Vergangenheit passiert ist. In Behavior Based Safety (BBS) Programmen und durch Konzepte wie Safety II, werden Mitarbeiter motiviert, sichere Verhaltensweisen zu beobachten oder Informationen über Dinge und Prozesse zu teilen, die gut/sicher gelaufen sind. Um den Status quo solcher Programme zu überprüfen, empfiehlt sich die Verwendung einer Beobachtungsquote, die z. B. den Anteil proaktiver Meldungen misst. 

  • Formel: Beobachtungsquote = Proaktive Beobachtungen / (Unsichere Situationen + Unfälle + Proaktive Beobachtungen) x 100%

  • Rechenbeispiel: Die Controbax Berlin GmbH hat das Jahr 2021 mit einem BBS-Programm gestartet. Die Mitarbeiter eines ausgewählten Teams machten den Anfang und meldeten im Februar 73 sichere Verhalten. Außerdem wurden 20 unsichere Situationen gemeldet. Bei 7 Unfällen kommt das Unternehmen auf eine Beobachtungsquote von 73 / (73+20+7) x 100% = 73 %. Die Kennzahl zeigt, dass 73 % der Meldungen im Incident Management als proaktive Beobachtungen eingestuft wurden, was ein ermutigendes Ergebnis ist. Je nach Reifegrad der Sicherheitskultur kann Controbax seine langfristigen Ziele schrittweise festlegen und 100% anstreben. Mit abnehmender Unfallhäufigkeit könnte dieser Ansatz im Laufe der Zeit sinnvoller werden als nur Null-Unfälle, also "Vision Zero", anzustreben.

Hinweis zur Beobachtungsquote

Die Beobachtungsquote braucht nicht unbedingt eine Formel. Es kann in Form eines Flächendiagramms dargestellt werden. Untenstehende Grafik zeigt ein Beispiel für diese Darstellungsform in der HSEQ-Software Quentic. Neben dem Flächendiagramm ist zusätzlich die monatliche Beobachtungsquote für proaktive und reaktive Meldungen in Prozent abzulesen.

Engagement Rate (Engagement der Mitarbeiter)

Die Engagement Rate verdeutlicht, wie viele verschiedene Personen am Incident Management beteiligt sind. Sie können aus ihr ablesen, wieviel Prozent der Mitarbeiter über einen bestimmten Zeitraum einen Vorfall oder eine Beobachtung gemeldet haben.

  • Formel: Engagement Rate = meldende Personen / Mitarbeiter x 100%

  • Rechenbeispiel: Die Controbax Berlin GmbH startete im Februar 2021 ein Projekt zur Förderung von sicherem Verhalten am Arbeitsplatz, bei dem die Beobachtung von sicherem Verhalten ein zentraler Agendapunkt waren. Die Anzahl der meldenden Personen für Februar setzte sich insgesamt wie folgt zusammen:

    • Im Rahmen dieses auf Behavior Based Safety (BBS) basierenden Programms mit einem Team von 15 Mitarbeitern wurden insgesamt 73 Beobachtungen zu sicherem Verhalten abgegeben. Meldende Personen = 15

    • Zusätzlich wurden im gesamten Unternehmen 20 Beinahe-Unfälle gemeldet, davon 7 Meldungen durch  Personen aus dem BBS-Programm und 13 durch andere Mitarbeiter. Weitere meldende Personen = 13

    • 6 der 7 Unfallmeldungen gingen von weiteren anderen Mitarbeitern aus. Weitere meldende Personen = 6

    • 15 + 13 + 6 = 34 Mitarbeiter waren also aktiv am Incident-Management beteiligt.

Bei 342 Mitarbeitern insgesamt ergibt sich somit für Februar eine Engagement Rate von 34 / 342 x 100% = 9,94%.

Hinweis zur Engagement Rate

Die Engagement Rate ist ein besonders wichtiger Indikator, um zu verstehen, wie sich die Meldungsbereitschaft der Mitarbeiter entwickelt. Eine konstant geringe Engagement Rate kann bedeuten, dass Sie an der Fehlerkultur sowie an der Umsetzbarkeit der Incident-Prozesse arbeiten müssen. Wie aufwändig ist es für Mitarbeiter Beinaheunfälle zu melden? Verstehen die Mitarbeiter den Wert von Fehlern für die Entwicklung Ihres Unternehmens und mehr Sicherheit? Einbrüche in der Engagement Rate hingegen sind oft ein Indikator dafür, dass die HSEQ- und Führungsebene in der Nachbereitung der Meldungen versäumt hat, Feedback zu geben.

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Gesundheitsquote (Health Rate)

Die Gesundheitsquote (Health Rate), bildet das Verhältnis zwischen der gesamten unfallbedingten Ausfallzeit und der Regelarbeitszeit ab. Sie zeigt wie hoch die Anteile von erbrachter bzw. nicht erbrachter Arbeitskapazität aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen bei den Mitarbeitern im Unternehmen innerhalb einer Auswertungsperiode sind.

  • Formel: Gesundheitsquote = 100 – (Unfallbedingte Ausfallstunden / Regelarbeitsstunden) x 100%

  • Rechenbeispiel: Die Controbax Berlin GmbH beschäftigte 342 Mitarbeiter im Februar 2021. Es hätten49.248 Regelarbeitsstunden geleistet werden sollen, allerdings entfielen unfallbedingt insgesamt 426 Stunden, wodurch sich eine Gesundheitsquote von 100 – (426 / 49.248) x 100%) = 99,14% ergibt.

Hinweis zur Gesundheitsquote

Hinweis zur Gesundheitsquote

Die Gesundheitsquote ersetzt die früher geläufige Krankheitsquote, was den Vorteil hat, dass die Steigerung der Kennzahl – anders als bei der Krankheitsquote – ein positiver Indikator ist. Je nachdem über welche Datengrundlage Sie im Arbeitsschutz verfügen, bieten sich alternative Formeln für die Gesundheitsquote an. Sie können beispielsweise anstelle von Stunden auch das Verhältnis von Regelarbeitstagen zu krankheitsbedingten Ausfalltagen darstellen:

100 – (Ausfalltage / Regelarbeitstage) x 100%

In der Softwarelösung Quentic wird die Gesundheitsquote standardmäßig durch die Multiplikation der Ausfalltage mit 8 für einen durchschnittlichen 8-Stunden-Arbeitstag berechnet. (Eigene Kennzahlen lassen sich in der Software aber ebenfalls definieren.)

100 – (Ausfalltage x 8 / Regelarbeitsstunden) x 100%

Achtung: In manchen Unternehmen wird die Gesundheitsquote aus der Gesamtzahl der (unfallbedingten und anderen) Ausfalltage oder -stunden berechnet. Dadurch ist aber nicht ersichtlich, ob der Grund für die Ausfallzeit durch entsprechende Arbeitsschutzmaßnahmen beeinflussbar ist oder ob externe Ursachen wie z. B. eine Grippewelle zu Grunde liegen. Eine solche Berechnung ist allein für Ihr Incident Management nicht zu empfehlen.

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Krankheitsquote

Die Krankheitsquote bildet wie die Gesundheitsquote das Verhältnis zwischen der gesamten unfallbedingten Ausfallzeit und der Regelarbeitszeit ab. Allerdings ist die Krankheitsquote im Gegensatz zur Gesundheitsquote ein negativer Indikator, d. h. je geringer die Zahl, desto besser. Eine Krankheitsquote von 2,7 % entspricht einer Gesundheitsquote von 97,3%.

  • Formel: Krankheitsquote = (Unfallbedingte Ausfallstunden / Regelarbeitsstunden) x 100%

  • Rechenbeispiel: Die Controbax Berlin GmbH beschäftigte 342 Mitarbeiter im Februar 2021. Es hätten49.248 Regelarbeitsstunden geleistet werden sollen, allerdings summierten sich die unfallbedingten Arbeitsstunden auf 426, wodurch sich eine Krankheitsquote von (426 / 49.248) x 100% = 0,86% ergibt.

Hinweis zur Krankheitsquote

Für die Krankheitsquote sind ähnliche Alternativformeln wie für die Gesundheitsquote möglich. Auch für diese Kennzahl ist ein Bezug zur gesamten Ausfallzeit (unfallbedingt und andere Ursachen) als Indikator für die Qualität Ihres Incident Managements nur bedingt zu empfehlen.

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Lost Work Day Rate (LWDR)

Die Lost Work Day Rate bildet das Verhältnis zwischen den gesamten Ausfalltagen und den im Unternehmen geleisteten Arbeitsstunden ab. Sie misst die Anzahl der Ausfalltage im Jahr pro 100 Vollzeitmitarbeiter. Die Lost Work Day Rate ist in Bezug auf verschiedene Bezugsgrößen verfügbar. Die jeweilige Berechnung unterscheidet sich durch den Normierungsfaktor, mit dem die Ausfalltage multipliziert werden. Als Faktor sind die Werte 1.000.000, 200.000 und 1.000 und möglich.

  • Formel: Lost Work Day Rate (LWDR) = Ausfalltage / Arbeitsstunden x Normierungsfaktor

  • Beispielrechnung: Die Controbax Berlin GmbH verzeichnete im Februar 185 Ausfalltage auf 50.228 geleistete Arbeitsstunden und Überstunden. Bei einem Normierungsfaktor von 1.000 ergibt sich eine Lost Work Day Rate von 185 / 50.228 x 1.000 = 3,69. Für Normierungsfaktor 200.000 liegt die LWDR bei 737,64 und bei Faktor 1.000.000 bei 3683,20.

 

Hinweis zur Lost Work Day Rate LWDR

Hinweis zur Lost Work Day Rate

Die LWDR fließt oft in Management- und Nachhaltigkeitsberichte ein und ist besonders gut geeignet, um sich auf internationaler Ebene mit anderen Unternehmen direkt vergleichen zu können. Die US-Amerikanische Bundesbehörde OSHA (Occupational Safety and Health Administration) schreibt als Normierungsfaktor 200.000 vor, um sicherzustellen, dass alle Unternehmen die Kennzahl auf dieselbe Weise berechnen. Wenn Sie den internationalen Vergleich anstreben, sollten Sie sich an dieser Vorgabe orientieren.

Achtung: Da sich die Lost Work Day Rate aus der Gesamtzahl der (unfallbedingten und anderen) Ausfalltage berechnet, ist nicht ersichtlich, wie stark die Kennzahl durch entsprechende Arbeitsschutzmaßnahmen positiv beeinflussbar ist. Sie hat folglich nur eine bedingte Aussagekraft für Ihr Incident Management.

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  • HSEQ-Software befähigt Mitarbeiter, ihre Beobachtungen mithilfe einfacher Formulare direkt am Einsatzort einzugeben. Die Incident-Management-Daten werden zentral ausgewertet und als beliebige KPIs auf Dashboards ausgeben. | © iStock: Halfpoint

LTIFR: Unfallquote International

Die Unfallkennzahl LTIFR (Lost Time Injury Frequency Rate) bildet das Verhältnis zwischen der Anzahl der Unfälle mit Arbeitszeitausfall und den im Unternehmen geleisteten Arbeitsstundenab. Gelegentlich wird auch der Begriff Lost Time Injury Rate (LTIR) verwendet, der aber die gleiche Bedeutung hat. Eine Erfassung der Unfallhäufigkeit ist ebenso wie bei der LWDR in Bezug auf verschiedene Größen möglich. Ausschlaggebend ist auch hier der Faktor, mit dem die Anzahl der Unfälle multipliziert wird. Als Faktor sind ebenfalls die Werte 1.000.000, 200.000  und 1.000 möglich.

  • Formel: LTIFR = Unfälle / Arbeitsstunden x Normierungsfaktor

  • Rechenbeispiel: Für die Controbax Berlin GmbH errechnet sich bei 6 Unfällen auf 50.228 geleistete Arbeitsstunden eine LTIFR mit Normierungsfaktor 1.000.000 von 6 / 50.228 x 1.000.000 = 119,4. Bei Normierungsfaktor 200.000 liegt die Kennzahl bei 23,89 und mit Faktor 1.000 bei 0,12.

Tipp Lost Time Injury Frequency Rate LTIFR

Tipp zur Lost Time Injury Frequency Rate

Die LTIFR ist die international gängige Unfallquote. Besonders im internationalen Vergleich ist der Bezug auf die in Stunden geleistete Arbeitszeit sinnvoller als auf die Mitarbeiterzahl, da die pro Mitarbeiter geleisteten Arbeitsstunden international starke Differenzen aufweisen.

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Unfallquoten

Mit Unfallquoten berechnen Sie die durchschnittliche Unfallhäufigkeit in Bezug auf geleistete Arbeitszeit (siehe Arbeitsunfallquote) oder bezogen auf die Anzahl der Vollarbeiter (siehe 1000-Mann-Quote). In Deutschland wird mit den meldepflichtigen Unfällen (Arbeits- oder Wegeunfälle, die zu einer Arbeitsunfähigkeit von mehr als drei Tagen oder zum Tod führen) gerechnet, während international alle Unfälle mit Ausfallzeit (siehe LTIFR) in diese Kennzahl einfließen.

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Unfallschwere (Severity Rate)

Die Unfallschwere, auch Severity Rate genannt, gibt das Verhältnis der gesamten unfallbedingten Ausfalltage zur Anzahl an Personenschäden mit Arbeitszeitausfall an.

  • Formel: Unfallschwere = Ausfalltage / Personenschäden mit Arbeitszeitausfall (LTI)

  • Beispielrechnung: Die Controbax Berlin GmbH kommt mit 54 unfallbedingte Ausfalltagen auf 6 Personenschäden mit Arbeitszeitausfall auf eine Severity Rate von 54 / 6 = 9. Im Schnitt fallen Mitarbeiter also 9 Tage pro Unfall aus.

Hinweis zur Unfallschwere

Hinweis zur Unfallschwere (Severity Rate)

Die Berechnung der Unfallschwere ist eine sinnvolle Ergänzung zur Betrachtung der Anzahl an Arbeitsunfällen. Sie unterstützt dabei, nicht nur die Anzahl der Unfälle sondern auch deren Folgen zu reduzieren. In der Argumentation für Investitionen in besseren Arbeitsschutz  (z. B. bessere PSA, BBS-Programme oder HSEQ-Software) spielt diese Kennzahl eine große Rolle, da sie Entscheidungsträgern die Kosten (durch Leistungsausfall) vor Augen führt, die ein Arbeitsunfall durchschnittlich verursacht.

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Ausblick

Sie können mit diesem Artikel auf ein solides Grundwissen über die wichtigsten nationalen, internationalen, proaktiven und reaktiven KPIs zurückgreifen, die Sie bei Zielsetzungen und Kommunikation Ihres Incident Managements unterstützen. Die Entscheidung für ein passendes Set an Kennzahlen ist nicht immer leicht und es gibt keine Pauschallösung, die zu allen Unternehmen passt. Ein Blick auf Ihre Unternehmenssituation, Ihre Problemstellungen und Ziele sollte die Grundlage für ihre Festlegung darstellen. Beachten Sie neben Ihren Zielen und Problemen auch Ihre derzeitige Sicherheitskultur. KPIs im Incident-Management beruhen auf den Meldungen der Mitarbeiter: Die Belegschaft muss daher transparent über den Sinn und den Einsatz von Kennzahlen informiert werden, um diese im täglichen Betrieb zu verinnerlichen. Außerdem braucht es ein einfaches und verständliches System, über das Meldungen getätigt werden und über das sich Ereignisse tracken lassen. Tracken Sie nur Kennzahlen, bei denen Sie sich sicher sind, dass sie genügend aussagekräftige Daten erzielen.

Übrigens: Zahlen sind ein hilfreiches Mittel, um Erfolge und Ziele im Arbeitsschutz an Geschäftsführung oder Führungskräfte zu vermitteln. Warum Sie bei der Kommunikation mit den meisten Mitarbeitern besser nicht in Kennzahlen sondern in Bildern sprechen, erfahren Sie in einem Beitrag von Dr. Andrew Sharman: „Kopf schlägt Zahl. So setzt sich Sicherheit am Arbeitsplatz durch“.

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